Einstimmig haben die Delegierten der Kirchenkreissynode am Donnerstagabend in Gleidingen das Schutzkonzept zur Prävention sexualisierter Gewalt im Ev.-luth. Kirchenkreis Laatzen-Springe verabschiedet. Dieses Schutzkonzept soll dazu beitragen, Grenzverletzungen, Übergriffe und andere Formen sexualisierte Gewalt im Kirchenkreis, in den Gemeinden und in den Einrichtungen zu verhindern.
Das Konzept wurde in einem Zeitraum von einem Jahr durch eine multiprofessionelle Steuerungsgruppe aus neun Personen erarbeitet. Die Verabschiedung in der Synode fiel nun zeitlich mit der Veröffentlichung der ForuM-Studie zur Sexualisierten Gewalt in der evangelischen Kirche zusammen. „Die Studie macht überdeutlich, wie notwendig es ist, eine Kultur der Achtsamkeit zu entwickeln und sich der Realität sexualisierter Gewalt in der Kirche zu stellen und Fälle sexualisierter Gewalt entschlossen aufzuklären und aufzuarbeiten,“ sagte Superintendent Andreas Brummer, der mit Pastorin Damaris Grimmsmann für die Steuerungsgruppe das Konzept in die Synode eingebracht hat. Die Prävention vor sexualisierter Gewalt, die mit dem Schutzkonzept im Kirchenkreis gestärkt werden soll sei „absolut dringlich“.
Das Schutzkonzept sieht mehrere Elemente vor:
- Der Kirchenkreis wird Schulungen zur Sensibilisierung von sexualisierter Gewalt an Schutzbefohlenen durchführen. Dafür haben die Diakoninnen Birgit Freudemann-Bah und Ilka Klockow-Weber bereits Schulungen für Multiplikator*innen besucht. Um das Angebot auszuweiten und die Schulungen grundsätzlich mit zwei Referent*innen durchzuführen, sucht der Kirchenkreis weitere Personen, die Interesse haben sich als Multiplikator*innen ausbilden zu lassen und auf Honorarbasis Schulungen zu begleiten.
- In den Kirchengemeinden und Einrichtungen werden bis zum Jahresende Risiko- und Ressourcenanalysen erarbeitet. Dabei geht es darum, sich einerseits die Räume anzuschauen, andererseits auch die Angebote und Veranstaltungen. Wo sind Räume, die nicht einsehbar sind? Wie können z.B. Einzelunterricht im Chorgesang oder Seelsorgegespräche unter sicheren Rahmenbedingungen stattfinden?
- Alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitenden werden auf einen Verhaltenskodex verpflichtet. Das wird künftig auch Teil von Bewerbungsverfahren sein.
- Alle Mitarbeitenden, die mit Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen arbeiten, müssen Einblick in das erweiterte Führungszeugnis gewähren. Diese Regelung gilt schon seit über 10 Jahren, wird durch das Schutzkonzept aber noch einmal festgeschrieben.
- Das Schutzkonzept enthält zudem Hinweise und einen Interventionsplan für den Fall, dass es zu einem Verdacht von sexualisierter Gewalt kommt.
Superintendent Andreas Brummer betont: „All die Maßnahmen des Schutzkonzeptes bedeuten keinen Generalverdacht gegen Mitarbeitende. Unser Ziel ist eine Generalbereitschaft, nämlich die Bereitschaft aller, sich dem Thema sexualisierter Gewalt offensiv zu stellen und diese Bereitschaft auch auszudrücken: in dem ich mich etwa auf den Verhaltenskodex verpflichte, indem ich mich in der Prävention schulen lassen, in dem eine Kirchengemeinde das Risiko vor Ort analysiert und in dem ein erweitertes Führungszeugnis vorgelegt wird.“
„Wir möchten, dass eine Kultur der Achtsamkeit Einzug hält“, sagte Damaris Grimmsmann. Der Zeitplan sei ambitioniert aber auch von der Landeskirche vorgegeben. Wichtig sei, dass sich die Gemeinden und Einrichtungen nun auf den Weg machten.
Am Ende der kurzen Diskussion gab es Lob von Delegierten für die gute Vorarbeit der Steuerungsgruppe. Superintendent Andreas Brummer ermutigte alle Delegierten, immer wieder auch Rückmeldungen zu geben, denn: „Das Schutzkonzept ist auf Weiterentwicklung angelegt.“ Es gehe nicht um das Abhaken von Aufgaben, sondern um die Entwicklung einer Grundhaltung. Im Sommer 2025 will sich die Kirchenkreissynode wieder mit dem Thema befassen und Erfahrungen aus der Umsetzung auswerten.
Das Schutzkonzept mit allen Anlagen ist auf der Webseite des Kirchenkreises veröffentlicht unter:
https://www.kirchenkreis-laatzen-springe.de/kirchenkreis/Schutzkonzept