Kirchenkreissynode beschäftigt sich mit Grundsatzthemen

Nachricht 18. Juni 2024

Sexualisierte Gewalt in der Kirche, Partnerschaftsarbeit mit Tansania und die Priorisierung von Kirchengebäuden prägen die Tagesordnung

Einen sehr persönlichen Bericht erhielten die Delegierten der Kirchenkreissynode von Roger Cericius, der als Synodaler der Landessynode von der Synodentagung in Loccum berichtete. Dort hatte Nancy Janz als eine von sexualisierter Gewalt in der Kirche Betroffene im Themenschwerpunkt „Prävention, Intervention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Landeskirche“ eine eindrückliche Rede gehalten. Die Schilderung ihrer Leidensgeschichte habe ihn schwer getroffen, sagte Cericius und hielt fest, dass es unverzichtbar sei, Betroffenen achtsam zuzuhören: „Wir müssen auch den Zorn und die Wut aushalten“. Cericius berichtete weiter, dass das Personal der Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt fast verdoppelt und den Kirchenkreisen 500.000 Euro bereitgestellt werden, um die Präventionsarbeit voranzubringen. Im Auftrag der Landessynode soll zudem die Landeskirche technische Möglichkeiten schaffen, um Akten schneller als bisher auswerten zu können, so auch alte Personalakten.

Cericius verwies schließlich darauf, dass der Livestream zum Themenschwerpunkt der Landessynode im Internet zugänglich ist unter https://www.youtube.com/live/fG59JNbM6y8.

Das Thema Prävention war im Verlauf des Abends mehrfach Gegenstand der Kirchenkreissynode. Bereits zu Beginn hatte Wolf-Dietmar Kohlstedt als Synodenvorsitzender ein Votum abgegeben: „Die Berichte von Frau Janz und des Synodenmitglieds Dr. Hasselhorn haben mich erschüttert. Ich habe mir nicht vorstellen können, dass so etwas in unserer Landeskirche passiert ist.“ Im Verlauf der Sitzung wurde schließlich einstimmig das Schutzkonzept des Kirchenkreises zur Prävention sexualisierte Gewalt (https://www.kirchenkreis-laatzen-springe.de/kirchenkreis/Schutzkonzept) präzisiert und um den Teamvertrag der Ev. Jugend in der Landeskirche ergänzt.

Zum Auftakt der Kirchenkreissynode hatten Amelie und Ulrike Meusel über die Partnerschaftsarbeit mit dem Kirchenkreis Wotta (Tansania) berichtet. Beide zeigten Ausschnitte aus einem Film über ihre Reise im vergangenen Jahr in das afrikanische Land. So haben die Delegierten einen Eindruck davon erhalten, wie die in den vergangenen Jahren vom Kirchenkreis bereitgestellten Mittel verwendet worden sind. Unter anderem gibt es eine tägliche Porridge-Mahlzeit für 70 Schulkinder. Auch das Dach des Kindergartens wurde neu gebaut, eine Toilettenanlage errichtet, Mopeds für die Pastoren angeschafft und Wassertanks für die Trinkwasserversorgung. Im Juni 2025 wird eine Delegation von fünf Männern und Frauen aus dem Kirchenkreis Wotta zum Gegenbesuch in den Kirchenkreis Laatzen-Springe kommen.

In seinem Bericht dankte Superintendent Brummer den Kirchengemeinden für die Teilnahme an der Aktion, vom Tag des Grundgesetzes am 23. Mai bis zum Tag der Europawahl die Fahne der Initiative Kirche für Demokratie und gegen Rechtsextremismus auszuhängen. „Unser Kreuz hat keine Haken. Wir haben damit Flagge gezeigt und deutlich gemacht, für was wir stehen, nämlich für die Achtung der Würde und des Lebens des und der Anderen“, so Brummer und zitierte Albert Schweitzer: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will“.

Aus der Steuerungsgruppe für den Prozess der „Gebäudepriorisierung im Kirchenkreis“ berichtete der Superintendent über den Beratungsstand. Er erinnerte an den Synodenbeschluss aus dem Juni 2023, das „Gebäudelastengepäck“ deutlich zu reduzieren. Im Namen der Steuerungsgruppe brachte er den Vorschlag ein, in einem vorgelagerten Prozess zunächst die Kirchen und Kapellen in den Blick zu nehmen. Dies sei auch durch landeskirchliche Vorgaben nötig.

Die Steuerungsgruppe empfiehlt, die 31 Kirchen und Kapellen im Kirchenkreis in vier Kategorien (A bis D) einzuordnen. Je nach Kategorie werden dann die Zuschüsse des Kirchenkreises unterschiedlich abgesenkt. So sollen etwa Kirchen der Kategorie C künftig nur Zuschüsse für vereinfachte Reparaturen erhalten, bei Kirchen der Kategorie D würde über den Kirchenkreis nur noch eine Notsicherung und eine Gefahrenabwehr erfolgen. Am Ende sollten je 9 der Sakralgebäude in die Kategorien A und B und je 6 in die Kategorien C und D eingeordnet werden.

Eine Einordnung in Kategorie D bedeutet nicht zwangsläufig die Aufgabe oder Schließung einer Kirche. Pastor Anselm Stuckenberg als Mitglied der Steuerungsgruppe erinnerte daran, dass beispielsweise in Arnum schon vor einigen Jahren die alte Wehrkapelle von der Kirchengemeinde an einen Verein gegeben wurde, der sich jetzt um den Erhalt des Gebäudes kümmert.

Die Steuerungsgruppe brachte zugleich einen Vorschlag zu Bewertungskriterien ein. Die Nutzung der Kirche ist dabei Kriterium mit besonderer Gewichtung. Die Vorschläge der Steuerungsgruppe werden nun in die Kirchenregionen und Kirchengemeinden gegeben, um dort Stellung nehmen zu können. Zudem wird es vier Informationsveranstaltungen im August und September für die Kirchenvorstände geben. Im November soll die Synode die Bewertungskriterien und die Quotierung beschließen, damit die Sakralgebäude des Kirchenkreises ab Januar 2025 bewertet werden können.

Als Blick in die Zukunft stellte Pn. Dr. Katrin Dieckow aus Laatzen das Projekt einer „Diakonie- und Segenskirche“ mitten im Zentrum von Laatzen vor. Dazu soll die Arche um- und ausgebaut werden und neben anderem die Familien-, Paar- und Lebensberatung, sowie die zurzeit in Alt-Laatzen stationierten Beratungsstellen der Schwangeren-, Schuldner- und allgemeinen Sozialberatung aufnehmen. Die Kirchenkreissynode hat einstimmig dafür votiert, dafür Finanzmittel in Höhe von 400.000 Euro bereitzustellen. „Die Synodalen haben dadurch die große Bedeutung der Diakonie für den Kirchenkreis unterstrichen“, so Superintendent Andreas Brummer. Der Beschluss der Synode lege nun das Fundament, um mitten in Laatzen ein Zentrum für professionelle diakonische Hilfe und Beratung sowie einer offenen kirchlichen Arbeit zu schaffen: „Wir sehen darin ein Modellprojekt kirchlich-diakonischer Nachbarschaft im Sozialraum“