Es wird oft diskutiert, dass der Volkstrauertag als gesellschaftliches Ereignis neue Impulse braucht. Kranzniederlegungen an Kriegsgräberstätten können nicht mehr in dem Maß eine Bindung herstellen wie noch vor zwanzig oder dreißig Jahren. Auch die Themen und Probleme sind heute anders. Man trauert heute anders und über anderes.
Im Kirchenkreis Laatzen-Springe hat der Volkstrauertag für die Jugendarbeit eine besondere Bedeutung gewonnen. An diesem Tag verleiht der Kirchenkreis seit 2009 das "Kreuz auf der Weltkugel" an Jugendliche, die sich freiwillig in der Jugendarbeit engagieren. Inzwischen hat sich dieser Gottesdienst sich zu einem Treffpunkt entwickelt, an dem sich die aktive Jugendarbeit und die Ehemaligen begegnen und gemeinsam feiern. Zahlreiche Eltern und Erwachsene sind meist auch dabei.
Die ersten Verleihungen standen noch unter dem Eindruck des Freitods des Fußballtorwarts Robert Enke im Jahr 2009. Seine Geschichte warf wichtige Fragen zum Umgang mit Menschen in unserer Leistungsgesellschaft auf. Diese Thematik bildete einen unbeabsichtigten Hintergrund für die Veranstaltung, die aber auch zum Volkstrauertag passt. Wie viele Menschen werden wie Robert Enke in ihrer Not gar nicht wahrgenommen?
Die Verleihung findet immer unter einem Leitthema statt, dass die Jugendlichen erarbeiten und das dann auch im Gottesdienst an mehreren Stationen in der Kirche ausgeführt wird. Das waren Themen wie „Mit Gott aufs Eis“ oder „Maps for life“ oder einfach „Glück“ oder „Engel“. In diesem Jahr war das Thema „Zeit“ an der Reihe. Die Jugendlichen haben ein Programm erarbeitet, dass unseren Umgang mit Zeit sichtbar machte. Sie versuchten, zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit Zeit anzuregen.
Bei der Verleihung zeigte sich, dass hier über die Jahre eine Gemeinschaft gewachsen ist, die vor allem am Volkstrauertag immer wieder zusammenfindet: viele Jugendliche wollten die Kirche nach dem Gottesdienst gar nicht mehr verlassen, sondern einfach weiter dort sitzen und die vertrauten Lieder aus der Jugendarbeit singen. Sie saßen da, tauschten Erinnerungen aus und feierten gemeinsam. Sie nahmen sich die Zeit. Insofern hatte die Arbeit schon Wirkung gezeitigt. Vielleicht hätte das Robert Enke gefallen.