Ein Jahr ist es her, dass die Terrororganisation Hamas Israel überfiel. Es war ein beispielloser Überfall auf Israels Bevölkerung und Sicherheit, eine bis heute spürbare Zäsur für Juden und Jüdinnen weltweit. Heute denken wir an die Schrecken, die Israelis und Jüdinnen und Juden an diesem Tag erlebt haben und an ihr Leid, das seitdem anhält.
Wir beten, klagen und rufen zu Gott:
Wir denken an den Morgen des 7. Oktober,
als aus dem Freudenfest über die Tora ein Schreckenstag
für Israels Bevölkerung wurde, der schwarze Schabbat.
Gnadenlos und bestialisch zielte die Hamas
auf Israels Kinder und Studierende,
Eltern und Großeltern,
auf jüdische, muslimische und christliche Israelis,
auf Beduinen wie afrikanische und asiatische Gastarbeitende.
Häuser, Schutzräume und Grundvertrauen wurden vernichtet.
Trümmer und Verletzungen an so vielen Orten und in so vielen Seelen.
Tod und Schreckensbilder, die Menschen für immer gezeichnet haben.
Zurückgebelieben sind
verwundete Glieder
getrennte Familien
verlorene Heimaten
zerbrochene Seelen.
Gott, wir klagen dir das Unrecht.
Wir klagen dir das Leid und die Toten.
Und bitten dich: Erbarme dich!
Wir denken an den Morgen des 7. Oktober –
für Juden und Jüdinnen eine klaffende offene Wunde:
Entrissen seitdem das Vertrauen, dass es auf der Welt
diesen einen sicheren Ort zum Leben gibt.
Ruhelos seitdem die Gebete um die Geiseln,
ob sie noch leben und wann sie endlich nach Hause kommen.
Drängend seitdem die Sorgen, wo jüdisches Leben in Sicherheit möglich sein kann.
Und immer mehr und immer heftiger seitdem die allgegenwärtige Angst vor Angriffen, Bedrohungen und Tätlichkeiten.
Gott, wir klagen dir das Unrecht.
Wir bitten dich: Sei nahe bei den Menschen, die trauern und vor Sorge fast vergehen.
Und erbarme dich, Gott!
Wir denken an den 7. Oktober und wissen:
Es liegt auch in unserer Verantwortung,
dass Juden und Jüdinnen in Deutschland sicher sind.
Es liegt auch in unserer Verantwortung,
für den Schutz jüdischen Lebens bei uns einzustehen.
Es liegt auch an uns, nicht nachzulassen im Hoffen, Beten und Tun.
Gott, wir bitten dich: Gib uns die Kraft dazu!
Wandle unsere Lähmung in Tatkraft, die für Solidarität einsteht
und Mitgefühl zeigt.
Und erbarme dich, Gott!
Wir denken auch an das, was der Überfall der Hamas am 7. Oktober ausgelöst hat:
einen schrecklichen und unbarmherzigen Krieg im Süden und im Norden Israels, in Gaza und im Libanon.
So viele Tränen, Schmerz und Trauer von Menschen, die keinen Krieg wollten,
aber die fürchterlichen Kosten tragen müssen.
So viele Vertriebene und Menschen, die nicht wissen, wohin sie fliehen sollen.
So viele Tote.
So viel Hass und Perspektivlosigkeit.
Ohnmächtig suchen wir nach Möglichkeiten, Beistand zu leisten.
Fragen uns, woher noch Hoffnung kommen soll.
Gott, wir rufen zu dir in unserer Hilflosigkeit.
Und bitten dich: Sei bei denen, die leiden und bedrückende Angst vor dem Morgen haben.
Lass sie hoffen, lass uns alle hoffen, dass ein besserer Morgen möglich ist.
Und erbarme dich, Gott!
Amen.
Theresa Dittmann / Dr. Milena Hasselmann