In diesen Wochen wird der Kirchenkreis Laatzen-Springe durch Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr visitiert. Sie besucht dabei diakonische und kirchliche Einrichtungen und Projekte zwischen Deister und Leine.
Am Dienstag, 21. November, standen unter anderem die Diakonie-Sozialstation, der Umsonstladen und der Markplatz 5 auf der Besuchsliste.
Ein wichtiges Thema in der Diakonie-Sozialstation war der Fachkräftemangel, der sich auch dort bemerkbar macht. Es gebe bei Ausschreibungen nur wenige Bewerbungen, sagte Gudrun Schmidt, Leiterin der Station. Leider gebe es immer wieder die Situation, dass Bewerber*innen zu Vorstellungsgesprächen dann erst gar nicht erscheinen. Dabei sei die Identifikation der Mitarbeiterinnen mit der Station sehr hoch. „Wir sind mit der Station hochverbunden“, sagt sie. Selbst ist sie schon 32 Jahre dabei. Rund 120 Patientinnen und Patienten könne die Station gleichzeitig versorgen, mehr sei mit den 14 Pflegekräften nicht möglich. Das Einzugsgebiet beschränkt sich auf die Laatzener Stadtteile. Durch die Einbindung der Station in den Kirchenkreis und den guten Kontakt zu den Beratungsstellen im Kirchenkreis und im Diakonieverband Hannover-Land können immer wieder Patient*innen und Angehörige an weitere Hilfen vermittelt werden. Besonders gut sei die Zusammenarbeit mit dem Ambulanten Hospizdienst im Kirchenkreis. Damit ist die Diakonie-Sozialstation mehr als nur Pflege, da waren sich alle in der Runde einige. Insgesamt gebe es gerade einen Trend, betroffene Menschen möglichst lange zuhause zu pflegen. In diesen Fällen sollten Angehörige aber auch an sich selbst denken und Hilfe annehmen. Zur Frage, ob denn im Ausland angeworbene Fachkräfte die personelle Situation entschärfen könne, war Gudrun Schmidt offen für solche Lösungen. Regionalbischöfin Petra Bahr mahnt aber zum realistischen Umgang mit diesem Thema. „Arbeitskräfte müssen hier auch gern leben wollen“, sagte sie.
Im Umsonstladen für Babyerstausstattungen war Petra Bahr beeindruckt vom großen Angebot: „Das ist ein super sortierter Kinderladen“. Im Laden wird gespendete Kinderkleidung an bedürftige Familien weitergegeben, von der Socke bis zum Kinderwagen. Um den Laden haben sich in den vergangenen Jahren andere Projekte angegliedert. Aktuell LIA /Lernen - Integration – Arbeit) mit Angeboten wie Deutschkurse und dem Familiencafé. Die Besonderheit bei den Deutschkursen: Die Teilnehmer*innen können ihre Kinder mitbringen, das ist bei anderen Kursen nicht möglich. Inzwischen heißt der Umsonstladen in Laatzen bei vielen Menschen einfach „U-La“ berichtete Katrin Dieckow. Denn Umsonstladen sei für Menschen aus dem nichtdeutschsprachigen Raum nur schwer auszusprechen und zu verstehen. Kim Steiert, Koordinatorin des U-La lobte das große Engagement der Ehrenamtlichen. Ohne sie könne es keine Öffnungszeiten geben. Rosi Marquordt und Heise Roese gehören zum ehrenamtlichen Team. Sie berichteten, dass die Kleiderspenden nicht nur aus Laatzen und dem Kirchenkreis kommen, es gebe sogar Pakete aus der Schweiz. Und bei den Familien haben sie eine Veränderung festgestellt: „Viele Männer der jungen Familien kommen inzwischen mit.“ Eines war Petra Bahr noch positiv aufgefallen: „Gut, dass es auch etwas für Schwangere gibt“.
Den Marktplatz 5 gibt es seit Herbst 2019. Als Projektpartner haben sich der Kirchenkreis Laatzen-Springe, der Diakonieverband Hannover-Land, das Netzwerk für Flüchtlinge e.V. und die Stadt Laatzen zusammengetan. Der Zuschuss der Stadt betrag 25.000 Euro, lobte Ottokar Schulz, der ehrenamtliche Geschäftsführer des Projekts.
Mareike Fruth vom Netzwerk für Flüchtlinge erläuterte einige Angebot im Laden. Zum Beispiel helfen Ehrenamtliche den Geflüchteten bei Anträgen. Oder das Projekt Schuwidu – Schulkind wirst du. Kinder von Geflüchteten lernen spielerisch das Malen, Stifte halten und Zeichnen – „und auch mal 50 Minuten sitzen“, fügt Fruth hinzu. Es gebe schon viele positive Rückmeldungen aus den Grundschulen, dass diese Förderung sich sehr positiv auf die Kinder auswirkt, wenn sie dann in der Schule sind. Fruth und Schulz betonen aber etwas ganz Besonderes: Das große Netzwerk in Laatzen zwischen verschieden Organisationen, Gruppen und der Stadt. „Wir sind in der Stadt sehr vernetzt, damit wir keine Doppel- oder Dreifachstrukturen brauchen“, sagt Fruth. Auch der Kontakt zu den Parteien im Rat sei sehr gut, betonte Schulz. Gerade dieses Netzwerk sei für Kirche und Diakonie wichtig betonte Petra Bahr. Denn nur so könnten gesellschaftliche Veränderungen und Herausforderungen gemeinsam angepackt und gelöst werden.
Hinweise auf weitere Termine:
Die Regionalbischöfin Petra Bahr ist am 3. Dezember, 1. Advent, zu Gast beim Visitationsgottesdienst in Völksen. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr. Am Nachmittag besucht sie dann um 16 Uhr das Benefizkonzert der Stiftung proDiakonie des Kirchenkreises. Dann spielt ab 16 Uhr das Swing-Orchester Hannover in der Pattenser St.-Lucas-Kirche