In diesen Wochen wird der Kirchenkreis Laatzen-Springe durch Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr visitiert. Sie besucht dabei diakonische und kirchliche Einrichtungen und Projekte zwischen Deister und Leine.
Am Freitag, 3. November, war sie in Springe unterwegs. Unter anderem Stand der Nachbarschaftsladen Doppelpunkt mit der Fahrradwerkstatt in der Altstadt auf dem Besuchsprogramm. Start war in der Werkstatt. „Ich finde das richtig gut“, sagte Petra Bahr. Der Raum sei viel größer als erwartet. Und sie war beeindruckt: Die Fahrradwerkstatt des Doppelpunkts gibt es seit 6 Jahren – und fast 1000 gebrauchte Fahrräder wurden auf Vordermann gebracht und dann verkauft, erläuterte Werner Rothe vom Doppelpunkt. Der Erlös fließt vor allem in die Ladenmiete. Neun ehrenamtliche Helfer engagieren sich derzeit in dem Projekt, so dass an zwei Tagen in der Woche der Laden geöffnet ist. Aber nicht nur hergerichtete Räder stehen auf dem Programm, Reparaturen aller Art an den Fahrrädern werden angeboten. Und: „Ich finde es auch toll, dass Sie auch Rollatoren und Kinderwagen reparieren“, sagte sich die Regionalbischöfin.
Im Nachbarschaftsladen traf Petra Bahr auf die Leiterin Sandra Lehmann, die Mitglieder der Steuerungsgruppe und Vertreterinnen und Vertreter aus den beiden Kirchengemeinden St. Andreas und St. Petrus. Auch hier beeindruckende Zahlen: 124 Ehrenamtlich haben in den vergangenen Jahren mitgemacht. Viele Projekte sind entstanden, wie zum Beispiel ein Literaturkreis, ein Gesprächskreis Deutsch für Geflüchtete und Einwanderer, ein Gitarrenkreis, der Marktreff und vieles mehr. Durch das große Engagement der Ehrenamtlichen könne man schnell auf Bedürfnisse reagieren, sagte Jürgen Flohr von der Steuerungsgruppe. So seien am Anfang der Corona-Pandemie 1000 Masken genäht und verteilt worden. Gerade die angeschlossene Nähwerkstatt sei auch wichtig für die Integration von Menschen, sagte Ulrike Hoffmann-Bürrig von der Steuerungsgruppe. Sie weist auch auf ein Problem hin: „Einsamkeit bei Menschen, da wollen wir ein bisschen helfen“, sagt sie. „Das ist eine große Herausforderung in der Gesellschaft, aber besonders für ältere Menschen“, stimmte Petra Bahr zu. Beeindruckt war sie auch davon, dass der Doppelpunkt die Aufgabe einer Sozialraum-AG in der Stadt Springe übernehme. So etwas sei auf städtischer Seite nicht eingerichtet, sagte Hoffmann-Bürrig. Aber inzwischen nehme auch ein Vertreter der Stadt teil, ergänzte Flohr.
Die Mitglieder der Steuerungsgruppe hatten eine wichtige Frage an die Regionalbischöfin: „Welche Rolle könnte ein Laden wie dieser in zehn Jahren spielen?“ „Es ist ein kirchlicher Ort“, sagte Petra Bahr. „Kirchliches Leben findet dort statt, wo die Menschen sich treffen und engagieren, und nicht wo ein Turm dran ist“. Ein solches Projekt diene ebenfalls als Netzwerk für das demokratische Gemeinwesen. „Auf diese Weise wächst Gemeinde auch“, sagte Bahr. Jede Kirchengemeinde müsse schauen, was in der Nachbarschaft passiert. An die versammelte Gruppe sagte Petra Bahr zum Schluss: „Danke, dass Sie sich auf ein solches Unternehmen einlassen“.
In Springe hat sich die Regionalbischöfin auch das Orgel-Projekt in der St.-Andreas-Kirche angeschaut und erläutern lassen – und am Abend an einer Probe des bekannten Kinder- und Jugendchors Quilisma teilgenommen.
Am Donnerstag, 9. November, hält Petra Bahr die Ansprache im ökumenischen Gedenkgottesdienst zur Reichspogromnacht um 18.30 Uhr in der St. Lucas-Kirche in Pattensen.