Sabine Freitag, Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Ronnenberg, sprach im Interview mit Schuldnerberaterin Sabine Taufmann über das Projekt „SoSoSchu“, ein neues Angebot der Schuldnerberatung für Senior*innen.
Sabine Freitag (S.F.): „SoSoSchu“ – so wird Ihre neue Aufgabe abgekürzt. Was versteckt sich dahinter?
Sabine Taufmann (S.T.): "SoSoSchu" steht für Sozialräumliche soziale Schuldnerberatung für Seniorinnen und Senioren. Das will ich gern erklären. Denn ich biete die soziale Schuldnerberatung nicht ausschließlich im Diakonischen Beratungszentrum in Ronnenberg oder auch in der Außenstelle in Barsinghausen an, sondern besuche die Ratssuchenden, die mit ihrer finanziellen Lage nicht mehr weiterwissen, auch zu Hause. Und es kommt hinzu, dass die Stelle auch im Sozialraum, also bezogen auf eine Kommune vernetzt arbeitet. Zum Beispiel kann ich Vereine besuchen und dort meine Arbeit vorstellen oder bei einem Netzwerktreffen mit anderen Gruppen gemeinsame Angebot entwickeln.
S.F.: Ist "SoSoSchu" etwas ganz Neues?
S.T.: Tatsächlich ist dies bundesweit etwas Neues. Der Diakonieverband Hannover-Land, für den ich tätig bin, ist eine von insgesamt zehn Projektstellen im ganzen Land, von West nach Ost, von Nord nach Süd. Auch die Caritas ist mit einem Projekt dabei. Finanziert werden alle Stellen für zwei Jahre von dem Bundesministerium, das auch für Verbraucherschutz zuständig ist. Dabei werden wir von der Uni Mainz wissenschaftlich begleitet. Wir tauschen uns untereinander aus und gleichzeitig kann jede Stelle das eigene Profil entwickeln.
S.F.: Das heißt, das Projekt umfasst eine halbe Stelle. Und mir der zweiten halben Stelle arbeiten Sie in der sozialen Schuldnerberatung für alle Altersgruppen und dies ja auch schon seit vielen Jahren.
S.T.: Genau. Und um beide Stellen auch deutlich zu trennen, bin ich an zwei Tagen, donnerstags und freitags auf Hausbesuch unterwegs. Termine können telefonisch unter 05109 5195827 oder 01512 1614963 oder per E-Mail an schuldnerberatung.ronnenberg@evlka.de mit mir vereinbart werden. Wer keinen Hausbesuch bekommen möchte, kann auch zu mir in die Beratungsstellen kommen. Und das Projekt hat einen festen Einzugsbereich und richtet sich an Menschen aus Barsinghausen, Ronnenberg, Gehrden, Laatzen und Springe.
S.F.: Und wer kommt zu Ihnen in die Schuldnerberatung?
S.T.: Menschen ab 60 Jahre, die nicht mehr wissen, wie sie ihre regelmäßigen Kredite abbezahlen sollen. Menschen, die vielleicht auch Schulden geerbt haben und nun vor großen Problemen stehen. Oder jemand, der seine Rechnungen nicht mehr zahlen kann. Kurz: Menschen, deren Zahlungsverpflichtungen das frei verfügbare Einkommen übersteigen. Denen das Geld für Alltägliches fehlt. Das können mal wenige 100 Euro Schulden sein, aber auch Zigtausende.
S.F.: Gibt es feststellbare Unterschiede zwischen älteren Menschen, die verschuldet sind und Jüngeren?
S.T.: Das lässt sich nicht pauschal sagen. Aber ich habe schon ältere Frauen beraten, die bei den Lebensmitteln so sehr gespart haben, um noch die letzten Kredite abzuzahlen. Da wurde nur noch wenig gegessen, was irgendwann auch zu Lasten der Gesundheit geht.
S.F.: Und wie können Sie dann unterstützen?
S.T.: Indem ich mit jeder und jedem Ratsuchenden alle Unterlagen sichte. Gemeinsam schauen wir, wie Schulden abgebaut werden können. Indem zum Beispiel Ratenzahlungen unterbrochen oder verringert werden, weitere Verträge überprüft oder auch eine Privatinsolvenz abgewogen wird. Alles wird gemeinsam mit den Betroffenen besprochen und die Betroffenen entscheiden auch, welche Schritte gegangen werden. Es gibt also immer individuelle Lösungen.
S.F.: Vielen Dank für die Informationen zur "SoSoSchu".