Starbild Frühling rosa

SB 

Interview mit Gundula Gause

  „Martin Luther ist für mich ein mutiger Zweifler“
Gundula Gause, ZDF-Moderatorin („heute journal“) ist ehrenamtliche Botschafterin der evangelischen Kirche für das Reformationsjubiläum 2017.

Die ZDF-Moderatorin Gundula Gause über die Bedeutung der Reformation
Frau Gause, die evangelische Kirche feiert 500 Jahre Reformation. Warum feiern Sie mit?

Die Reformation ist für mich ein Wendepunkt in der Geschichte, das Ende des düsteren Mittelalters, der Auftakt zur Neuzeit. Martin Luther hat einen Weg eingeschlagen, der bis in die heutige Zeit führt und der die Geschichte ganz entscheidend von Wittenberg aus beeinflusst hat. Von Hause aus bin ich evangelisch, aber katholisch verheiratet und seit Jahren in und für beide Kirchen aktiv. Somit bin ich wie viele andere praktizierende Christen eine Grenzgängerin der Ökumene – und sehe, dass da doch einiger Handlungsbedarf besteht.
In welche Richtung?
Ich denke, wir müssen von beiden Seiten schneller und kompromissbereiter aufeinander zugehen. Letztlich sollten die christlichen Kirchen doch an einem Strang ziehen. Als praktizierende Christin an der Basis hoffe ich sehr, dass sich heute durchaus auch im ursprünglichen Geist Martin Luthers ein gemeinsamer Weg finden lässt. Zumal auch die katholische Kirche den Ideen der Reformation viel zu verdanken hat. Martin Luther hat seinerzeit einen Anstoß gegeben zur Selbstreinigung, zu einer Erneuerung, die dringend notwendig war.
Wer ist Martin Luther für Sie?
Martin Luther ist für mich ein mutiger Zweifler, ein wortgewaltiger Intellektueller. Er war für mich ein sehr freier Mensch. Das ist ja auch sein Thema: die Freiheit des Christenmenschen. Für sie hat er in einer Zeit geworben, die sehr von Zwängen, Macht und Angstmacherei gekennzeichnet war.
Gundula Gause
 Foto:Patrick Desbrosses