Seid barmherzig, wie auch Gott barmherzig ist.
Dieses Wort „barmherzig“ hat es in sich, nicht nur von der Wortbedeutung, sondern vor allem von seiner Herausforderung her. Das Wort stammt aus dem Althochdeutschen und kann übersetzt werden „der ein Herz für die Armen hat“. Also sollen wir gemäß der Aufforderung Gottes ein Herz für Arme haben. Doch was bedeutet das genau?
Bilder von Herzen gebrauchen wir auch in unserem Alltag, wir malen sie mit den Initialen unseres Liebsten auf Papier, Bänke oder Wände. Und immer ist es ein Ausdruck unserer Liebe und Zuneigung.
Und somit komme ich zu der Herausforderung, von der ich gesprochen habe. Ein Herz für die Armen haben, das bedeutet, sie zu lieben. Es reicht nicht, eine Überweisung zu tätigen und mit einer Spende an eine wohltätige Einrichtung mein Gewissen zu erleichtern. Ich kann großzügig und wohlwollend mit meinen Mitmenschen umgehen, aber „ohne Liebe, ist es nichts nütze“, wie es im 1. Brief an die Korinther heißt. Die Liebe ist das Fundament, die Kraft, aus der heraus jede Handlung ihren Sinn erfährt. Alles, was ich mit Liebe tue, erfüllt mich mit Freude. Ich werde dann durch mein Handeln beschenkt. Die Liebe verdoppelt sich, wenn ich sie verschenke.
Wenn Sie das ganze 13. Kapitel des Korintherbriefes lesen, dann erfahren Sie eine Menge über die Liebe. „Die Liebe ist langmütig und freundlich, … sie sucht nicht das ihre… sie rechnet das Böse nicht an… sie erträgt alles, sie hofft alles, sie duldet alles, die Liebe hört niemals auf.“
Die Liebe, die hier beschrieben wird, ist vollkommen. Sie durchdringt das Wirken und Tun des Handelnden. Jeder Blick, jede Geste, jede Berührung zeugen von tiefer Zuneigung und Liebe. Und sie schließt alle ein – auch die „Feinde“. Es ist die Liebe, mit der Jesus uns liebt. Er ist zu jeder Zeit und in jeder Situation freundlich geblieben, er rechnete die bösen Taten nicht an, er hat alles ertragen und seine Liebe hat auch am Kreuz nicht aufgehört. Er liebte, allem zum Trotz.
Und er liebt auch uns mit dieser Liebe. Er will uns einhüllen mit seiner Liebe, uns spüren lassen, dass, egal was passiert und wie wir uns verhalten, seine Liebe stärker ist und uns erträgt. Wir sind und bleiben von ihm geliebt!
Lassen Sie sich von Gott lieben. Genießen Sie seine Gegenwart und Fürsorge im Gebet. Wenn Sie von seiner Liebe erfüllt sind, können Sie Liebe geben, ohne dabei ärmer zu werden.
Erfüllt mit seiner Liebe sind wir in der Lage, der Aufforderung Gottes zu folgen: Seid barmherzig, wie auch Gott barmherzig ist!
Dann ist er es, der unser Herz und unsere Augen öffnet und uns befähigt zu lieben wie in dem Lied:
Wenn das Leid jedes Armen uns Christus zeigt, und die Not, die wir lindern, zur Freude wird, dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut, dann wohnt er schon in unserer Welt.
Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht in der Liebe, die alles umfängt, in der Liebe, die alles umfängt.
Ihre Silvia Borgmann