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Damals wie heute

Damals wie heute

Viel ist in diesem Jubiläumsjahr der Reformation zu hören und zu lesen von Zitaten und Sprüchen, die Martin Luther zugeschrieben werden. Und das hat doch bestimmt auch der Luther gesagt, könnte man meinen:

„Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“

Genau, das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen wird erneuert, also reformiert. Doch weit gefehlt! Diese Worte stammen bereits aus vorchristlichen Zeiten vom Schriftpropheten Hesekiel (Ezechiel) und finden sich im Alten Testament (Ez 36, 26) – also mehr als 1.000 Jahre vor Luthers Zeiten.

Trotzdem passt der Text – die Jahreslosung 2017 -  zur Reformation wie die sprichwörtliche „Faust aufs Auge“ (dieser Spruch stammt tatsächlich von Luther).

Genau wie für den Propheten ging es dem Reformator darum die Menschen zu bewegen, sich auf Gott einzulassen, dessen Angebote von Güte und Gnade anzunehmen.

Nicht nur den Götzendienst und anderes gottloses Verhalten der Israeliten kritisierte Hesekiel, sondern auch die Priesterkaste, die sich zunehmend mehr um ihr eigenes Wohlergehen sorgte als um den rechten Glauben des Volkes.

Die Parallelen zu Luthers Antrieb, das Verhalten kirchlicher Amtsträger zu hinterfragen, sind unübersehbar. Er verwarf viele Glaubenssätze und Bräuche der mittelalterlichen Kirche. Insbesondere der Ablasshandel zur Erlangung göttlicher Vergebung brachte den Prediger Luther auf die Palme und veranlasste ihn zur Veröffentlichung der 95 Thesen – sein Weg, die Christen allein auf den Glauben und auf Gottes Wort in der Bibel neu auszurichten.

Frank Nußbaum