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Religionsfinger - Alles Luther, oder was?

 Religionsfinger - Alles Luther, oder was?

Jesus verstand sein Leben als Dienst, Dasein für die Menschen, freiwillig, aus Liebe. Daher ging er zu ihnen und war unter ihnen, sah ihre Not und half ihnen umfassend, speiste sie nicht nur mit Worten ab. Er tat es ohne Berechnung und ohne Lohn. Er war bis zu seinem Tode bereit, sein Leben zu investieren; hielt sich für nichts zu gering. Auch war ihm niemand zu gering. Er diente leidenschaftlich ohne auszubrennen. Das konnte er, weil er sich Zeit nahm, um aus der entscheidenden Quelle zu leben: aus der Nähe seines »himmlischen Vaters«. Und darum kam er bei den Menschen an. Man glaubte ihm.

           

Und wir als seine Kirche im Reformationsgedenkjahr 2017? Wie verstehen wir uns? Als wohlig Mittreibende in der Flut sich eifrig überbietender Gedenk-Arrangements mit einem Luther als Galionsfigur? Luther allenthalben, in allen Farben und Aggregatzuständen; Luther zum Bestaunen, kulinarischen Genuss, Anziehen. Luther-haste-nich-gesehn...

 

Oder aber verstehen wir uns als Denk-, als Dienstgemeinschaft, die bei den Menschen ist in ihrer Not? Was sind wir bereit einzusetzen? Uns selbst? „Brennen (auch) wir in unserem Dienst ohne dabei auszubrennen, weil wir aus der Quelle des Lebens schöpfen und leben“? Wie glaubhaft sind wir?

 

Nur wer bei den Menschen ist, kommt bei ihnen auch an; nur Begeisterte können begeistern; nur Dienende können andere zum Dienen bewegen; nur wer glaubhaft ist, kann andere zum Glauben wecken. Die Krise unserer Kirche hat wahrlich nicht nur einen demografischen Aspekt, der immer wieder allzu schnell betont wird. Nein, sie ist vor allem eine geistliche Krise in einer Gesellschaft der „Ichlinge“. Aber Krisen sind immer zweierlei: Gefahr und Chance. Ergreifen wir die Chance, die uns gegeben ist: Kirche Jesu Christi grundlegend neu zu denken und zu leben. Reformation eben.

 

Veränderung und Reformation von Kirche fängt bei jedem einzelnen im Herzen an. Ja, das brauchen wir: »eine Reformation des Herzens« (die Jahreslosung lässt grüßen!):  Glauben so verstehen und leben, wie Jesus es getan hat.  

Rolf Dietze