Starbild Frühling rosa

SB 

Kirchenlilajahr

Kirchenlilajahr

Ultraviolett, ein Lilaton mit blauer Basis – so beschreibt Executive Director Leatrice Eiseman die von ihrem Panone Color Institute ausgerufene  Farbe des Jahres 2018.

Was soll das jetzt im Kirchblick, mag man denken!?

Nun, der aufmerksame Leser wird feststellen, dass wir uns in dieser Ausgabe auch mit kuriosen Feiertagen befassen und da am 26. März nicht nur der „Erfinde-deinen-eigenen-Feiertag-Tag“ begangen wird, sondern auch der „Purple Day“, bei dem es allerdings weniger um die Farbe Lila an sich geht, liegt es nicht so fern, uns hier einmal einem “Lila Tag“ zu widmen.

Rot ist die Farbe der Liebe, Blau die Farbe der Sehnsucht, Grün die Farbe der Hoffnung, Gelb die Farbe des Neides. Und Lila?

In der Farbe Lila trifft Blau auf Rot, Männliches auf Weibliches, Wasser auf Feuer, Friedfertigkeit auf Machtbewusstsein, Himmel auf Erde und Seele auf Körper.

Da Lila oder Violett oft für Gegensätzliches stehen, was mitunter doch irgendwie zusammengehört, wirkt die Farbe oft spannungsgeladen, unruhig, widersprüchlich aber doch irgendwie harmonisch. Kraft und Bedeutung von Lila werden daher so ambivalent wahrgenommen und interpretiert, wie es wohl bei keiner anderen Farbe der Fall ist.

Die Bezeichnung Violett geht zurück auf das französische violette, was übersetzt Veilchen bedeutet.Das Wort Lila hat seinen Ursprung in dem arabischen Wort lilak für eine Pflanze, die in Frankreich lilas und in England lilac genannt wird – in unserer Sprache kennen wir den Strauch als Flieder.

Violett oder Lila werden viele Wirkungen nachgesagt, die Farbe steht gleichermaßen für heilende Kräfte aber auch für den Tod. In früheren Zeiten galt das Veilchen als Sinnbild für Bescheidenheit, Demut und Reinheit, heute steht violett eher für Macht, Leidenschaft und Unmoral. Nicht von ungefähr bedeutet das französische Wort violence Gewalt, da Purpurviolett früher die Farbe der Herrscher war. Andererseits symbolisiert die Farbe in der Diplomatie Friedfertigkeit.

Das Tragen von violetter Kleidung drückt einerseits Selbstbewusstsein aus, andererseits verknüpft man mit der Farbe auch Empfindsamkeit, ebenso wie Fantasie und Kreativität. Assoziationen zu künstlicher Schönheit, Kurzlebigkeit und Verschwendungssucht werden ebenfalls häufig genannt.  

Außerdem wird Lila mitunter mit Spiritualität, Geist und Intelligenz in Verbindung gebracht.

Auch wird Violett als Farbe der Magie wahrgenommen und steht oft im Zusammenhang mit  Hexenkult und Zauberei. Als innerste Farbe des Regenbogens markiert das sichtbare Violett den Übergang zum unsichtbaren Ultraviolett und birgt dabei etwas Mystisches in sich.

Auch Werbestrategen greifen gern zu Lila oder Violett, um sich mit diesen als aufdringlich empfundenen Farbtönen vom Gewohnten abzuheben.

Eine große Rolle spielt Violett, gern auch Kirchenlila genannt, als liturgische Farbe in den christlichen Kirchen, wobei die Bedeutungen bei den evangelisch-lutherischen, den römisch-katholischen und den anglikanischen Kirchen sehr ähnlich sind.

Die gebräuchlichsten Paramente in den Kirchen unserer Region begegnen uns in der Form des Antependiums, also als Behang für Altar oder Kanzel.

Als Farbe der Buße kommen die violetten Antependien in der Buß- und Fastenzeit zum Einsatz, also in der Passionszeit vor Ostern und in der Adventszeit vor Weihnachten.

Geradezu typisch protestantisch ist der violette Kirchenschmuck am Buß- und Bettag, weil den evangelischen Christen dieser Tag besonders wichtig ist.

Ein violettes Kreuz auf weißem Grund hat sich als evangelische Kirchenfahne etabliert und gilt insbesondere als Symbol und Erkennungszeichen der evangelischen Kirchentage.

Frank Nußbaum