Geschenkte Zeit
Mitte vierzig, mitten im Leben, mir geht es gut - was soll da ein Gesundheitscheck bringen? Trotzdem vereinbare ich einen Termin bei der Hausärztin, um mich einmal gründlich untersuchen zu lassen. Meine Augenärztin hatte es mir geraten, weil sie irgendetwas in meinem Augenhintergrund gesehen hat, was ihr verdächtig vorkam. Was soll man denn da schon erkennen können? Aber es wird meine Familie und mich doch irgendwie beruhigen, wenn auch von fachlicher Seite festgestellt wird, dass mir nichts fehlt.
Na bitte, alles in Ordnung; Blutwerte, EKG, körperliche Verfassung usw. – und dieses etwas merkwürdige Zischen, was nur sehr schwach mit dem Stethoskop zu hören ist, wird sich auch als harmlos herausstellen. Mir geht es doch gut.
Das allerdings erweist sich langsam als Irrtum. Ein wahrer Ärztemarathon mit halbwegs beruhigendem Zwischenergebnis („gut, dass es nur eine starke Ektasie ist – bei einem Aneurysma hätten Sie ein wirklich schlimmes Problem“) führt schließlich zur Diagnose: Aneurysma der Aorta ascendens mit einhergehender schwerer Aortenklappeninsuffizienz.
Ohne rechtzeitige Operation hätte die Krankheit in absehbarer Zeit zum fast sicheren Tod geführt – mit Mitte vierzig, mitten aus dem Leben!?