Die Welt braucht mehr Räubertöchter

03. März 2025

Nach acht Jahren: Verabschiedung von Pastorin Michaelsen aus Gleidingen

Die Kirche in Gleidingen war bis zur Empore gefüllt. Kirchenkreiskantorin Magdalena Andrulewicz stimmte Gäste und Chöre auf den bevorstehenden Gottesdienst ein, dann konnte es losgehen. Nach ereignisreichen Jahren wurde Pastorin Susanne Michaelsen aus der St. Gertruden-Gemeinde in Gleidingen verabschiedet. Als Motto hatte sich Susanne Michaelsen für ihre Verabschiedung einen Vers aus Psalm 119 gewählt: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ Passend dazu schien die Sonne am Wahlsonntag sehr intensiv durch das große Kirchenfenster in den Altarraum.

In Ihrer Abschiedspredigt nahm Susanne Michaelsen die Purpurhändlerin Lydia in den Blick, die nach der Apostelgeschichte als erste Frau auf europäischem Boden das Evangelium aufnahm. Die selbstbewusste und wirkungsvolle Frauengestalt der Lydia zeige, so die Pastorin, dass die Welt mehr Räubertöchter und weniger Prinzessinnen brauche. Sie erzählte von den manchmal überraschenden Wirkungen, die das Wort Gottes habe. „Ich bin Kindern begegnet, die ihre konfessionslosen Eltern so lange genervt haben, bis sie sich taufen lassen durften“. Gottes Wort sei stark. Und es habe die Kraft, die innere Räubertochter wieder aus ihrer dunklen Höhle hervorzulocken. Das zeige auch die Geschichte der Lydia.

Von links: Max Briegert, Andreas Brummer, Ilka Straeck, Jasmin Fendrich, Dr. Gisela Noack

Superintendent Brummer hob hervor, wie Susanne Michaelsen die Gemeinde in Gleidingen mitgeprägt hat. Neben den Gottesdiensten habe sie viele Konfirmandinnen und Konfirmanden zur Konfirmation geführt, Menschen an den Schwellen des Lebens begleitet, zwei Vikarinnen ausgebildet, mit dem Kirchenvorstand eine Pandemie bewältigt und in dieser Zeit zwei Sommer lang im Pfarrgarten unter dem Sternenzelt Gemeindeleben gestaltet. Sie habe sehr wesentlich dazu beigetragen, dass Gleidingen nun eine evangelische Kindertagesstätte habe. Auch als erste Regenbogenfamilie habe sie und ihre Frau in der Landeskirche und im Kirchenkreis den Horizont geweitet. Er werde ihre Nachdenklichkeit vermissen und die Gabe, auch den zweiten Gedanken Raum zu geben. Sie sei in Gleidingen und Laatzen Pastorin auf einer 0,75-Stelle gewesen, doch sie war immer ganz präsent. Er verabschiedete Susanne Michaelsen mit dem Segenswunsch, dass sie eine gute neue Räuberhöhle in Linden-Limmer finden möge.

Beim anschließenden Empfang bei Kaffee und Kuchen bedankte sich auch der Laatzener Bürgermeister Kai Eggert, der auch Gemeindemitglied ist, mit einem Präsentkorb mit Narzissen, Bandnudeln mit Laatzener Eiern, Pesto und einem alkoholfreien Trauben-Secco. Das Team aus der Gesamtkirchengemeinde Laatzen feierte die gemeinsame Arbeit mit einem Bewegungslied.