Christvesper am heiligen Abend 2020
„Fürchtet euch nicht!
Euch ist heute der Heiland, der Retter geboren…“
Sie können diesen Gottesdienst auch als Video auf unserer Homepage sehen: www.kirche-hiddestorf.de
Wir danken Jens Ramhorst, der die Gottesdienste gefilmt hat, unserer Organistin Anna-Lena Senk für das Einspielen der Lieder und den TrompeterInnen: Sandra Mielke, Mira Schomacker und Mirco Meutzner.
Trompeten: „Sound the Trumpets“ (Henry Purcell)
Begrüßung & Gebet
Heiligabend 2020.
Ein Abend, den wir schon lange erwartet haben,
den wir vorbereitet haben. Mit Vorfreude und gleichzeitig auch mit Sorgen? Wie wird es werden?
Ein Abend, den wir nun ganz anders feiern als wir es gewohnt sind und gehofft haben.
Und dennoch ein Heiliger Abend, in dem wir auf das Kind in der Krippe schauen, auf Gott-mit-uns (Immanuel).
So feiern wir Gottesdienst miteinander,
in unseren Häusern und Wohnungen,
allein oder mit vertrauten Menschen an unserer Seite.
So feiern wir Gottesdienst im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Lasst uns beten:
Gott, vieles ist anders.
Und doch feiern wir Weihnachten an diesem Heiligen Abend.
Wir wollen trotz allem auf die Botschaft hören: Fürchte dich nicht! Jesus, der Retter ist da!
Wir wollen trotz allem Gemeinschaft erleben – in deinem Geiste verbunden, wo und wie wir auch sind.
Ob allein oder in Gemeinschaft, ob traurig oder wohlgemut.
Wir feiern Gottesdienst und vertrauen darauf: Du bist dabei!
Amen
Lied „Stille Nacht“
Die Weihnachtsgeschichte Lukas 2,1-14
1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.
2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war.
3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.
4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war,
5 auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.
6 Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte.
7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.
9 Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.
10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.
13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
„Hört der Engel helle Lieder“
Lesung der Weihnachtsgeschichte Lukas 2,15-20
15 Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.
16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.
17 Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.
18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten.
19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.
20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.
Predigt
Wie es Ihnen wohl geht in diesen Tagen? Besonders an diesem einen besonderen Abend. Denn der Heilige Abend ist doch etwas Besonderes. Ob man will oder nicht!
Ich selbst freue mich jedes Jahr über die Gottesdienste, in denen viele Menschen zusammen feiern. Ich freue mich über die Begegnungen in dieser Zeit und an diesen Tagen. Ich freue mich mit der ganzen Familie zusammen kommen zu können. Das ist etwas Besonderes für mich.
All das geht in diesem Jahr nicht – oder nur ganz anders.
Und wenn ich ehrlich bin: Ja, ich bin enttäuscht. Und ich bin auch traurig und angefasst, dass so Vieles, das schon gut geplant und liebevoll vorbereitet gewesen ist, nun einfach nicht möglich ist. Weihnachten in diesem Jahr: eine Enttäuschung?!
Aber wenn ich so über den Heiligen Abend nachsinne, sind wir da nicht näher an der ersten Weihnacht dran, als uns lieb ist. War das nicht auch irgendwie enttäuschend?
Kann man das sagen: Weihnachten begann mit einer Enttäuschung?! Irgendwie schon, wenn wir in die Bibel schauen. Auf das, was vor dieser Nacht geschrieben und geglaubt und gehofft wurde. dann sehen wir:
Die Sehnsucht nach Frieden, nach einer intakten Welt, nach Heil wurde ganz anders erfüllt als erwartet.
Klein, verletzlich, am Rand der Welt hat sich Gott in dem Kind in der Krippe gezeigt.
Ganz anders als Menschen es sich ausmalten und ausmalen.
So wie der Prophet Jesaja, dessen Worte über dem diesjährigen Heiligabend stehen:
1 Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen.
2 Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN.
5 Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und die Treue der Gurt seiner Hüften.
6 Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten. 7 Kuh und Bärin werden zusammen weiden, ihre Jungen beieinanderliegen, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. 8 Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein kleines Kind wird seine Hand ausstrecken zur Höhle der Natter. 9 Man wird weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge; denn das Land ist voll Erkenntnis des HERRN, wie Wasser das Meer bedeckt.
10 Und es wird geschehen zu der Zeit, dass die Wurzel Isais dasteht als Zeichen für die Völker. Nach ihm werden die Völker fragen, und die Stätte, da er wohnt, wird herrlich sein.
Soweit die Vorstellung: Frieden zwischen den Geschöpfen, umfassende Gerechtigkeit, ein König, an dem sich alle ausrichten und zu dem alle aufblicken. Das sollte Weihnachten sein.
Und dann das: Ein Kind in der Krippe.
Weihnachten begann also mit einer Enttäuschung?!
Und wie ist es an diesem Weihnachten?
Ist es auch eine große Enttäuschung?
Einfach weil Vieles ganz anders ist?
Weil wir nicht wie gewohnt in der Kirche und noch nicht einmal auf der Wiese zusammenkommen können, um festliche Weihnachtsgottesdienste zu feiern?
Ist Weihnachten damit also auch heute bloß das:
Eine Enttäuschung?
Mitnichten.
Sie haben in den Tüten, die wir Ihnen nach Hause gebracht haben sicher diese kleine Krippenschachtel gefunden:
[Ansonsten nehmen Sie sie doch einmal zur Hand.]
Und vielleicht haben Sie beim Schütteln gemerkt:
Da ist etwas drin.
Da packt einen doch die Neugier: Was es wohl ist?
Und mit freudiger Erwartung:
Mal nachschauen.
[Packen Sie sie gerne aus].
Und vielleicht haben sie dann auch schon diese Schokokugel gefunden.
Nur eine?
So haben Sie vielleicht gefragt.
So eine kleine?
Und vielleicht waren Sie da auch – enttäuscht?
Zwei Gedanken zu dieser Schachtel und ihrem Inhalt.
1. Die Schokokugel steht für mich für all das, was Weihnachten natürlich auch ist: Das Leuchten und Glitzern, das Geschenkpapier und die kleinen wie große Freuden, die Gemeinschaft und das Besuchen, das leckere Essen und die Schokolade.
Das verbirgt sich natürlich an und hinter Weihnachten.
Vieles der Betriebsamkeit und des Glitzers dieser Tage fehlt – und doch können wir zumindest einen Teil davon im Kleinen miteinander teilen.
Als Familien. Als Freunde. Als Nachbarn. Als Gemeinde.
Denn selbst, wenn wir an diesem Fest ohne Besuch bleiben – wir sind nicht allein! Wir sind verbunden, indem wir miteinander Weihnachten feiern – wenn auch mit Abstand und in den eigenen vier Wänden – nur mit Briefgottesdiensten oder vor dem Bildschirm.
Eine kleine hohle Schokokugel – nur?
Sie steht für den kleinen Glitzer, die kurzen Begegnungen, den anderen Advent – so wie wir ihn erlebt haben.
Und doch waren auch schöne Momente dabei. Wenn auch kleiner, weniger. Zumindest habe ich es so erlebt. Hohl war die Zeit nicht…
Ein kleiner Trost? Vielleicht ja. Aber das ist nur das eine:
2. Das andere ist die Schachtel.
Beim Blick auf die Schokokugel und im Auspacken fast vergessen. Bei Seite gelegt.
Sie steht für mich sinnbildlich für die Weihnachtsgeschichte selbst.
Hier beginnt Weihnachten, mit dieser Geschichte aus dem Lukasevangelium, die Sie vielleicht auch in ihren Familien miteinander oder nur für sich alljährlich am Heiligen Abend lesen. Wir haben sie gerade schon gehört…; diese wohlbekannten und vertrauten Worte.
Neben dem Glitzern und Schenken und guten Essen ist das doch das Eigentliche, selbst wenn es dem äußeren Anschein nach erst einmal eine Enttäuschung ist – wie vielleicht die eine und auch noch hohle Schokokugel.
Denn wenn man es sich wirklich vorstellt:
Ein Kind in der Krippe als Retter der Welt.
Eine nicht ganz durchsichtige Familienkonstellation als heilige Familie.
Ein Stall als Ort.
Eine Krippe als Bett.
Arm und bloß…
Aber wenn man die Geschichte an sich heranlässt, sie auffaltet – wie diese Schachtel, dann entfaltet sie Wirkung.
Denn von außen, könnte diese Schachtel ein x-beliebiges Gebäude zeigen. Auch wenn der Stern darüber schon etwas andeutet. Erst beim Öffnen kommt die Botschaft ans Licht!
Die Botschaft von dem Gott, der sich im Kind in der Krippe zeigt.
Von dem Gott, der nah und nicht nur über uns ist.
Von dem Gott, der für dich – da – ist.
So kommt Gott nah. Auch in diesem Jahr. Und vielleicht ist er uns an diesem Weihnachtsfest sogar näher als in den Festroutinen, die viele von uns und auch ich vermissen.
Dass Gott da ist, uns nahekommt, darauf vertrauen wir.
Auch wenn Vieles anders ist.
Ich weiß nicht wie Sie die Feiertage verleben.
Ob allein oder im engsten Familienkreis.
Ob mit Verwandten, Geschwistern, Freunden. Zu zweit, zu dritt oder zu viert.
Ich weiß auch nicht, welche Gefühle Sie an diesen Tagen begleiten und im Vordergrund stehen.
Sind es eher negative?
Ist es die Trauer um lang ersehnte schöne und nun unmögliche Stunden?
Ist es die Wut, dass einem in diesem Jahr die Freiheit genommen wurde, selbst zu entscheiden wie man diese Tage gestalten möchte?
Ist es die Sorge um Familienmitglieder, die bei jeder Begegnung im Risiko stehen und die man doch nicht alleine lassen möchte?
Oder sind es auch positive:
Die Erleichterung, dass man einen guten Umgang mit der Situation gefunden hat?
Das Genießen, das alles ein wenig ruhiger zugeht?
Die Freude über das, was doch noch möglich ist?
Die Dankbarkeit, gesund oder zumindest von diesem Virus verschont geblieben zu sein?
Und damit stellt sich die Frage noch einmal:
Weihnachten - eine Enttäuschung?
Mitnichten.
Denn wir haben es in der Hand, wie wir diese Tage füllen und ob Weihnachten uns enttäuscht oder ob wir etwas von der Botschaft dieses Abends mit in unseren Alltag nehmen.
Wie beschwerlich, bedroht und unsicher er auch gerade ist.
Ich zumindest möchte mich an diesen Worten festhalten:
Fürchtet euch nicht! Euch ist heute der Heiland, der Retter geboren, Jesus Christus - der für dich da ist.
So kommt Glanz auch in dieses Weihnachten:
Im Vertrauen und im Zuspruch, dass Gott mir alltäglich begegnen will, nicht als fernes Geheimnis, sondern als ein menschenfreundlicher und naher Gott.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und euch allen – trotz allem:
FROHE UND GESEGNETE WEIHNACHTEN!
Gebet
Gott,
Weihnachten – das ist für uns doch das Fest der Freude.
Weil du uns in dieser Nacht gezeigt hast: Du bist nah. Du bist da!
Und darum bitten wir dich, Gott:
Für die Menschen, die von dem alles beherrschenden Virus infiziert und in Angst sind. Um sich und um ihre Lieben.
Für die Kranken und Sterbenden.
Für die Menschen in all den pflegenden Berufen.
Für die Menschen, die sich um das Wohl der anderen kümmern.
Wie auch für die, die Entscheidungen treffen müssen.
Sei du da. Sei du nah!
Gott, wir bitten dich für all jene, die in diesen Tagen an ihre Grenzen kommen.
Voller Sorgen und Ängste.
Wir bitten dich für die Kinder, denen es nicht gut geht.
Den Menschen, die einander nicht die Liebe geben können, die sie bräuchten.
Für all die Wut, den Hass, den Streit.
All das bringen wir vor dich und bitten dich: Sei du da. Sei du nah!
Gott, wir bitten dich für uns und alle, die uns nahe sind!
Dass wir Hoffnung haben. Unser Vertrauen in dich setzen.
Liebe erfahren und geben können in unserem Leben.
Weihnachten – das soll doch keine Enttäuschung sein, sondern ein Fest der Freude!
Dass wollen wir uns bewahren.
Sei du dabei, Gott.
Und so beten wir gemeinsam zu dir:
Vaterunser
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen
Segen
Der heilige und barmherzige Gott
Wohne bei dir mit seiner ganzen Fülle und Herrlichkeit.
Die Liebe Jesu Christi erfülle dein Herz mit Licht und Freude ohne Ende.
Gottes Heiliger Geist bewahre dich und alle.
Fürchte dich nicht!
Denn Gottes Friede sei mit dir!
Amen.
Lied „Oh du fröhliche“
Trompeten „Hark! The Herald Angels Sing“ (F. Mendelssohn)