Erster Ökumenischer Kirchentag in Springe ein Erfolg
Der erste ökumenische Kirchentag am Deister war ein voller Erfolg. Über 800 Besucher waren am Sonnabend, 5. November 2016, von 14 bis 22 Uhr in das Otto-Hahn-Gymnasium in Springe gekommen. Sie konnten an Workshops teilnehmen, Musik erleben, Infostände besuchen, sich an Mitmachständen einbringen und am Abend eine illustre Gesprächsrunde unter anderem mit 96-Chef Martin Kinde und dem Pressesprecher der Deutschen Bahn auf dem Podium erleben. (Bilder vom Tag im der Box rechts)
Der Kirchentag stand unter dem Motto „Farbe bekennen!“ – und es war der Auftakt zum Reforma-tionsjubiläum im Kirchenkreis Laatzen-Springe. Farben ihres Glaubens hatten auch die sechs Gäste auf dem Podium mitgebracht. Moderiert wurde der Abend locker und humorvoll von Tobias Glawion, Chefredakteur des Evangelischen Kirchenfunks Niedersachsen.
Achim Stauß stammt aus Springe-Alvesrode und ist heute Pressesprecher der Deutschen Bahn. Er bekannte, dass er beruflich nie auf die Idee gekommen sei, mit Kollegen über Religion und Glauben zu sprechen. Das mache er nun zum ersten Mal und fühle sich gut dabei. Auf die Frage von Glawion, ob die Bahn denn Martin Luther heute einstellen würde kam ein eindeutiges: „Nein, wegen der fehlenden Political Correctness“. Das beträfe zum Beispiel Luthers Äußerungen über die Juden. Martin Kind, Unternehmer und Hannover-96-Chef, bekannte, dass er gern mit dem ehemaligen Landesbischoff Lohse wandern gegangen ist. Zur Situation der Kirchen heute sagte er: „Man muss immer seinen Weg und das Ziel kennen. Das bedeutet Arbeit“. Glaube gebe ihm Kraft und ohne ein Gebet in Form einer Reflektion des Tages ginge er nie abends zu Bett.
Ute Austermann-Haus ist Ingenieurin für Wasserbau und lehrt an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe. Außerdem engagiert sie sich in der CDU in ihrem Heimatort Völksen. Sie bedauerte, dass in ihrer Partei mit dem C kaum noch über Religion geredet werde. Ihr persönlich seien christliche Werte sehr wichtig. Gabriele Lösekrug-Möller ist Mitglied des Bundestages für die SPD im Wahl-kreis Hameln-Pyrmont und Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales. „Ohne Frau Luther wäre das damals alles nicht möglich gewesen“, sagte sie unter dem Applaus vor allem der Frauen im Publikum. Ihr sei der Gebetskreis im Bundestag wichtig. Und aus der Bibel lese sie gern vor, aus einer Ausgabe von 1912.
Die neue Bibel hatte sich Kai Dettmer schon Anfang des Jahres bestellt. Sie ist parteilose Ortbür-germeisterin von Altenhagen I. „Ich bin beeindruckt von Luthers Sprache“, sagte sie. Die katholischen Rituale im Gottesdienst seien mitunter beeindruckend: „Eventuell fehlt in der evangelischen Kirche da etwas“. Der jüngste in der Runde war der 23-jährigeNiklas Kelting, der gerade in Göttin-gen unter anderem Evangelische Religion studiert und seit kurzem das jüngste Mitglied im Ortsrat Springe ist – für die FDP. Mit dem Religionsstudium sei er schon etwas Besonderes bei den Liberalen, denn die Partei und die Jungen Liberalen stünden für eher für die Abschaffung des Religionsunterrichts an staatlichen Schulen. Seinen künftigen Schülern würde er den Luther-Film empfehlen, um anschließend mit den Schülern darüber zu diskutieren. „Es ist leider in meiner Generation schwierig, mit dem Glauben wieder in Berührung zu kommen.“
Die Organisatoren waren sehr zufrieden mit dem Kirchentag. „Hier ist richtig schön viel Leben“, sagte Matthias Brust von der Landeskirchlichen Gemeinschaft. „Toll, dass so viele Menschen hier waren“, sagte Eckhard Lukow, Pastor in Altenhagen I und Springe.
Auf den Fluren und in den Klassenzimmern konnten die Besucher viel erleben. Bastelangebote für Kinder, eine Druckerpresse wie zu Luthers Zeiten, verschiedene Musikgruppen in der Aula waren nur einige Anziehungspunkte. Im Zentrum Jugend standen einige Nachwuchsbands aus der Region auf der Bühne und Popkantor Til von Dombois trat ebenso auf.
Die Workshops waren gut besucht. Probst Martin Tenge hatte zum Beispiel zum Thema „Ein Leib, viele Glieder – eine Kirche, viele Konfessionen“ eingeladen. Jürgen Peter Lesch von der EKD erläuterte die Revision der Lutherbibel – denn er war als Redaktionsmitglied maßgeblich am Prozess beteiligt.
Superintendent Detlef Brandes vom Kirchenkreis Laatzen-Springe zog ein positives Fazit: „Es war ein erfreulicher Zuspruch der Besucher“. Es sei für jeden etwas dabei gewesen. Und gerade in den Workshops hätten die Menschen intensiv zugehört und mitgedacht.
Organisiert wurde der Kirchentag von einer Projektgruppe, in der sowohl die evangelisch-lutherischen Gemeinden in der Region Springe mitgearbeitet haben wie die Katholischen Gemeinden, die Landeskirchliche Gemeinschaft und die freie Baptisten-Gemeinde Springe. Finanziell unterstützt haben das Vorhaben sowohl die Landeskirche Hannovers als auch die Hanns-Lilje-Stiftung und der Kirchenkreis Laatzen-Springe.
shw