Leitbild des Evang.-luth. Kirchenkreises Laatzen-Springe

beschlossen vom Kirchenkreistag am 9. September 2005

Präambel

Als Christen und Christinnen im Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Laatzen-Springe sind wir Teil der Gemeinschaft aller Gläubigen, die sich zu dem Gott bekennen, wie er in der Heiligen Schrift bezeugt wird, die Jesus Christus als ihrem Herrn und Bruder nachfolgen und auf den Heiligen Geist vertrauen.

Wir verpflichten uns, das Erbe der Reformation aktuell zu bezeugen. In dieser Tradition wissen wir uns getragen von der Liebe Gottes in dem, was wir tun, und in dem, was wir schuldig bleiben.

Das neutestamentliche Bild von der Gemeinschaft der Gläubigen als dem Leib Christi leitet uns in unserem Wahrnehmen und Verstehen der weltweiten Ökumene und unserer Gemeinschaft im Kirchenkreis.

Ausgehend von diesem Bild stehen alle, Gemeinden, Werke und Einrichtungen gemeinsam im Dienst der Nachfolge Christi. Wir sind als ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in unseren unterschiedlichen Aufgaben und Fähigkeiten aufeinander angewiesen.

Herausforderungen

Wir erkennen die Bedingungen, unter denen wir als Christinnen und Christen in Hemmingen, Laatzen, Pattensen und Springe arbeiten. Insbesondere zwingen uns folgende Herausforderungen, über unsere Schwerpunkte, Strukturen und Arbeitsweisen in Verkündigung, Seelsorge, Unterricht und Diakonie für unser Arbeiten am Reich Gottes nachzudenken:

  • die Individualisierung von Lebensentwürfen und die Pluralisierung von Lebenslagen, die Menschen verunsichern
  • die demographische Entwicklung und ihre Auswirkungen auf unsere Gemeinwesen und unsere Kirche
  • die Veränderungen in den Bedingungen der Arbeitswelt, die es immer schwieriger machen, ehrenamtliches Engagement mit Erwerbstätigkeit zu verbinden
  • die Erkenntnis, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl in unserem Kirchenkreis als einem sehr jungen Gebilde noch wachsen muss

Der Kirchenkreis in der Gesellschaft

Wir verstehen unsere Kirche als unverzichtbaren Teil der Zivilgesellschaft. Wir wirken aktiv in die Gesellschaft hinein und gestalten sie mit. Die Gemeinden, die Regionen und der Kirchenkreis mit ihren Einrichtungen ergänzen und unterstützen sich dabei gegenseitig. Das bedeutet für uns:

  • Wir beziehen im Kirchenkreis aktiv Stellung zu den Themen der Zeit und bezeugen darin Zuspruch und Anspruch des Evangeliums.
  • Wir verstehen unseren Auftrag als Dienst am Reich Gottes und treten darum in unserer Arbeit für die Freiheit der Menschen und die Überwindung von Unrecht und Gewalt ein.
  • Wir gestalten unsere Gesellschaft mit und orientieren uns hierbei an den in der Ökumene vereinbarten Zielen: Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.
  • Wir bauen unsere Vertretungsarbeit in Politik und Gesellschaft aus und verbessern unsere Öffentlichkeitsarbeit.
  • Als Ausdruck unserer Weltverantwortung pflegen wir ökumenische Partnerschaften in der weltweiten Ökumene.
  • Wir ermutigen unsere Gemeinden, Regionen, Dienste und Einrichtungen, sich ebenfalls an der Gestaltung der Zivilgesellschaft zu beteiligen und ihre bestehenden Projekte, Initiativen und Partnerschaften engagiert weiterzuführen.

Gemeinschaft im Lernen und Arbeiten

Als ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestalten, verantworten und repräsentieren wir unseren Kirchenkreis gemeinsam.

Wir schätzen und achten uns gegenseitig mit unseren unterschiedlichen Aufgaben und Rollen – unabhängig von Geschlecht, Alter und Mitarbeitsstatus. Konflikte, die aus den unterschiedlichen Bedürfnislagen der einzelnen Gruppen entstehen, lösen wir gemeinsam und sorgen für einen Interessenausgleich. Das bedeutet für uns:

  • Aufgaben und Ämter übertragen wir nach Kompetenz und Notwendigkeit gleichermaßen auf ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
  • Wir bestätigen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Recht auf Unterstützung für und Begleitung in ihrer Arbeit.
  • Wir unterstützen alle Anstrengungen zur Qualifizierungsentwicklung, bieten Möglichkeiten zu Fortbildungen und ermutigen uns gegenseitig zur Teilnahme.
  • Wir schützen uns gegenseitig vor Überforderungen.
  • Wir unterstreichen und tragen gemeinsam die soziale Verantwortung des Kirchenkreises in seiner Rolle als Arbeitgeber für die hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Aufgaben und Verantwortlichkeiten

Wir wahren bei aller Unterschiedlichkeit der Gemeinden, Dienste und Einrichtungen ein einheitliches Profil. Damit verhindern wir, dass Vielfalt zur Beliebigkeit wird. Wir gestalten und verantworten den Kirchenkreis gemeinsam. Das bedeutet für uns:

  • Wir erkennen an, dass die Gremien und Konferenzen wichtige Instrumente sind, um gemeinsam den Kirchenkreis zu gestalten.
  • Als Mitglieder in den Gremien und Konferenzen machen wir uns sachkundig und arbeiten engagiert mit.
  • Wir stellen sicher, dass Entscheidungen der Gremien im Kirchenkreis nachvollziehbar sind. Wir informieren die Betroffenen und begründen die Entscheidungen. Wir sorgen für einen freien Zugang zu den Informationen, die jeweils für die Arbeit und für Entscheidungen benötigt werden.
  • Das Kirchenkreisamt arbeitet als Dienstleister für die Gemeinden, Einrichtungen und Gremien des Kirchenkreises. Für die gemeinsame Kommunikation und die Bearbeitung von Verwaltungsvorgängen werden Standards erarbeitet. 
  • Der Kirchenkreis sichert – auch zusammen mit anderen Kirchenkreisen im Sprengel Hannover – übergemeindliche Tätigkeiten in Diakonie, Jugendarbeit, Bildung und Kultur ab.
  • Wir stärken die Zusammenarbeit innerhalb der politischen Kommunen durch die Bildung von Regionen mit einer klaren Rechtsstellung.

Kirchliche Orte

Wir gestalten kirchliches Leben in der Ortsgemeinde ebenso wie an kirchlichen Orten, an denen Menschen zum Gottesdienst, zur Gemeinschaft und zur Bezeugung des Evangeliums von Jesus Christus in Wort und Tat zusammenkommen. Ein sorgsamer Umgang mit geringer werdenden finanziellen Ressourcen zwingt uns, die Spannung zwischen inhaltlicher Bündelung und flächendeckender kirchlicher Präsenz auszuhalten und fruchtbar zu machen.

  • Wir organisieren eine Verständigung über Angebote mit den unterschiedlichen Zielgruppen und Milieus in unserem Kirchenkreis.
  • Eine Grundversorgung der Ortsgemeinden stellen wir sicher, denn diese sind unerlässlich, um christliche Gemeinschaft ortsnah erfahrbar zu machen.
  • Wir organisieren eine Debatte, um festzulegen, was zu dieser Grundversorgung gehört.
  • Wir sorgen dafür, dass der Sonntag als ein besonderer Tag in der Woche durch die gottesdienstliche Feier überall erkennbar bleibt.
  • Wir entwickeln eine Struktur, die qualitativ hochwertige Arbeit in einzelnen Arbeitsfeldern Gemeinden übergreifend möglich macht

Diakonie, Jugendarbeit, Bildung und Kultur

Als Kirchenkreis ergänzen wir die Aktivitäten der Gemeinden und Regionen durch eigene Angebote.

An erster Stelle stehen für uns dabei die diakonischen Einrichtungen, die Hilfesuchende in ihren unterschiedlichen Problemlagen unterstützen.

Die gemeindliche und verbandliche Kinder- und Jugendarbeit halten wir für unverzichtbar. Wir ergänzen, begleiten und fördern sie durch einen gut ausgestatteten Kreisjugenddienst.

Bildung und Kultur genießen bei uns für die Sprach- und Ausdrucksfähigkeit des Glaubens einen hohen Stellenwert. Evangelische Erwachsenenbildung, Kirchenmusik, die Arbeit an Schulen, die Kindergärten als sozialdiakonische Aufgabe und Bildungseinrichtungen sowie kulturelle Veranstaltungen sind im Kirchenkreis wichtige Bestandteile unserer Dialogfähigkeit in einer säkularen Gesellschaft.

Wir erhalten diese Arbeitsbereiche auch in finanziell schwierigen Zeiten so weit wie möglich, bauen sie aus und tun alles, um die Finanzierung vor allem auch durch öffentliche Förderung, durch Drittmittel und durch Spenden sicherzustellen. Das bedeutet für uns

  • Wir überprüfen immer wieder die Qualität unserer Angebote an unseren eigenen Ansprüchen.
  • Wir unterstützen die Qualitätsentwicklung unserer diakonischen Einrichtungen und ermutigen sie darin.
  • Wir fördern und fordern die theologische und spirituelle Kompetenz unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
  • Wir erschließen zusätzliche Einnahmequellen, u.a. durch unsere Diakoniestiftung.
  • Wir kooperieren in der politischen und fachlichen Zusammenarbeit mit anderen Partnern im Bereich Sozialwesen, Jugend und Kultur.

Schlusswort:

Als Christinnen und Christen im Kernland der Calenberger Reformation wissen wir, dass wir unseren Auftrag allein mit Gottes Hilfe erfüllen können. Wir sind auf seine Vergebung angewiesen, wo wir einander etwas schuldig bleiben. In dieser Erkenntnis werden wir dieses Leitbild und die Schlussfolgerungen, die wir daraus ziehen, regelmäßig überprüfen und ggf. verändern. Wir vertrauen darauf, dass Gott uns die Weisheit gibt, diesen Prozess in Liebe und Verantwortung zu gestalten.